Wachtelhund

Die Wurzeln

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Als vor 100 Jahren in Deutschland viel mit englischen Vorstehhunden gejagt wurde, vermissten viele Waldjäger einen für Wald, Schilf und Heide geeigneten,spurlauten Jagdhund.

Einige erinnerten sich an den altdeutschen „Stöber“,der auch Spion, Habichts- oder Wachtelhund genannt
wurde.

In Jägerzuchten erhalten gebliebene Wachtelhunde wurden gesammelt und gezielt neu undweitergezüchtet.

Der als „Wachtelvater“ bezeichnete Forstmann RudolfFrieß (R.F.) lenkte und beeinflusste die Neuzucht
entscheidend für viele Jahre. Er war ein profunderKenner der Stöberhunde und sorgte für eine rasche Verbreitung der Rasse durch aktive Zucht,Führung auf Gebrauchsprüfungen und Veröffentlichungen in der Jagdpresse. Durch strenge Leistungszucht, Gesundheit und Robustheit, gepaart mithervorragenden jagdlichen Eigenschaften fand der
Deutsche Wachtelhund rasch viele Freunde bei denWald- und Bergjägern, die auf einen passionierten, feinnasigen und spurlauten Jagdhund angewiesen sind.

Verbreitung

Der Wachtelhund ist zurzeit in ganz Deutschland verbreitet. Der Verein hat ca. 4.000 Mitglieder, die von 18 Landesgruppen betreut werden. Es werden jährlich ca. 800 Welpen eingetragen.

Immer mehr Freunde findet der Wachtel in Schweden, Dänemark, Finnland, Tschechien, Slowenien, Ungarn, Italien, Österreich, Schweiz, Frankreich, Luxemburg und vereinzelt in Kanada und USA.

Erscheinungsbild

Der Wachtel ist ein mittelgroßer, langhaa-riger Jagdhund mit Stockmaß 46-54 cm. Der Körperbau ist robust, langrückig und mit starkem Knochenbau.

Der Kopf soll kräftig, trocken und ohne Stirnabsatz sein. Hoch angesetzte, lange Behänge prägen den Kopf des Hundes. Das Haar ist kräftig, nicht zu lang, gut anliegend und gewellt.

Ausdrucksvolle, dunkle Augen, die mandelförmig und gut geschlossen sein müssen, blicken klug und freundlich.

An den Läufen und an der meist etwas gekürzten Rute bilden sich längere Haare.

Farben

Ausgehend von den beiden bekannten Zuchtstämmen, den Braunen und den Braunschimmeln, haben sich in den letzten Jahren auch andere Farbstämme entwickelt.

Braunweiß- und Rotweiß-Schecken und die einfarbig Roten werden immer beliebter. In allen Farbstämmen
können rote und gelbe Abzeichen, ein sog. Brand auftreten. Nur die schwarze Farbe ist in der Rasse nicht vertreten.

Charakter

Der Wachtel ist ein gutmütiger, freundlicher Hund, der sich in die Jägerfamilie gerne und gut eingliedert.

Er ist bei verständnisvollem Umgang recht freundlich gegenüber Menschen, der Wach- undSchutztrieb ist nur selten gut ausgebildet.

Der Hund ist gut im Haus und Zwinger zu halten, er braucht wenig Platz im PKW. Ein liebevoller, aber
konsequenter Ausbilder, der eher einfühlsam als überhart reagiert, hat die besten Erfolge bei der Abrichtung. Ständig fehlenden Kontakt zum Führer oder wenigstens zu einem anderen Hund verträgt die Rasse absolut nicht!

Lang- oder Kurzjager?

Die Diskussion darüber ist müßig, Größe und Beschaffenheit der Reviere sind entscheidend.

Klar ist, der Wachtel ist kein „3-Minuten-Hund“, der vor den Stiefeln seines Führers sucht. Die Leistungsan-forderungbei einem brauchbaren DW ist, dass er vom Stand geschnallt, selbständig und wildorientiert auch größere Dickungen absucht. Er soll Wild spurlaut vor die Schützen bringen und i. d. R.nach 20 – 40 min sich wieder beim Führer einfinden.

Er soll mit dem Führer jagen, uferlose Hetzer und Hunde, die nicht zurück wollen, sind unerwünscht.

Wesentliche Unterschiede in den Anlagen der Braunen und der Schimmel sind (leider) nur noch selten
zu finden. Sie wurden durch gleiche Prüfungsbedingungen und dieselben Einsatzbereiche stark angeglichen.

Die jagdlichen Aufgaben

Die Züchter von Wachtelhunden stellen den Jägern einen hoch passionierten, einsatzwilligen und spurlauten
Hund für die Wald- und Wasserjagd zur Verfügung.

Als „Allround-Talent“ eignet sich der DW für alle Aufgaben, die im Jagdbetrieb anfallen, wenn man vom Vorstehen und der Baujagd absieht. Unter konsequenter Führung entwickelt er sich sehr rasch zu einem leistungsfähigen Jagdhelfer mit hohemJagdverstand. Er ist meist ein guter Schweißhund mit der nötigen Hetzpassion, bringt im Wasser Spitzenleistungen und ist erfolgreicher Verlorenbringer. Sein ureigenstes Arbeitsgebiet ist jedoch das Stöbern, die Arbeit vor dem Schuss.

Bei allen Arten von Treib-, Drück- oder Bewegungsjagden auf Reh-, Rot- oder Schwarzwild hat der wild-scharfe, kontrolliert stöbernde, spurlaute und führerbezogen jagende Wachtelhund sein ideales Einsatzspektrum gefunden.

Solche Hunde sind für die Durchführung dieser Jagden absolut notwendig, sollen diese nicht nur erfolglose Geländeübungen sein.

Die Jagd auf Schwarzwild in allen ihren Formen scheint immer mehr zum Hauptarbeitsgebiet desWachtel zu werden.

Waldgebrauchshund

Aus all dem ergibt sich, der Deutsche Wachtelhund ist der Hund des Wald- und Wasserjägers. Er eignet
sich nicht für Gelegenheitsjäger oder als reiner Jagdbegleithund ohne Arbeitsbereich.

Grundsatz

Der Verein vertritt die Auffassung, dass eine tierschutzgerechte Jagdausübung grundsätzlich nur mit voll ausgebildeten und geprüften Jagdhunden durchgeführt werden kann.

Ausbildung und Prüfung

Der DW muss sorgfältig ausgebildet werden, damit seine Passion in die richtige Bahn gelenkt werden kann. Spur und Schweißarbeit sollte er schon bei der Frühprägung kennenlernen.

Bringen und Tragen muss erlernt und trainiert werden. Besonders auf Gehorsam, Standruhe und Leinenführigkeit ist größter Wert zu legen.

Der Hauptarbeitsbereich Stöbern muss zielorientiert eingearbeitet werden.

Der Verein führt bundesweit alljährlich zahlreiche Jugend-, Eignungs- und Gebrauchsprüfungen durch.

Jugendprüfungen kann der DW bis zum Alter von 18 Monaten ablegen, die volle Ausbildung bis zu Gebrauchsprüfung dauert i. d. R. 2 bis 2,5 Jahre.

Leistungszucht

Der DW wird nach strengen Kriterien von Leistung und Gesundheit gezüchtet. Die Leistung müssen
Zuchthunde auf Prüfungen und im praktischen Jagdbetrieb, wie z.B. Härte, Naturschweiß oder Schwarzwildschärfe unter Beweis stellen.

Die Gesundheit wird bei der Formbewertung dokumentiert.

Freiheit von Hüftdysplasie oder allenfalls leichte Übergangsformen bei den Zuchtpartnern sind Zuchtvoraussetzung.

Welpenvermittlung

Welpen können bei den anerkannten und kontrollierten Züchtern erworben werden. Diese sind bestrebt, sie ausschließlich in geeignete Jägerhände zu geben. Sie legen i. d. R. großen Wert darauf, dass die Junghunde dann auch wenigstens auf einer Jugendprüfungvorgestellt werden.

Der Bedarf an Welpen ist groß, mit gelegentlichen Wartezeiten muss gerechnet werden.

Das Zuchtbuchamt, die Zuchtwarte und die Landesgruppen beraten Welpenkäufer gern und weisen Adressen von Züchtern nach.

ilfreich sind auch die dokumentierten Zuchtvorgänge und die DW-Börse auf der Internetplattform www.wachtelhund.de.

Literaturhinweise

Rudolf Frieß, Der deutsche Wachtelhund, Neuauflage Jagd- und Kulturverlags Anstalt, Vaduz 2001

Heinrich Hecker, Der Deutsche Wachtelhund; Parey Verlag, Hamburg 1990,

Heinrich Hecker, Der Wachtelhund, Geschichte und Geschichten; TG Verlag, Giessen 1992

Siegfried Sassenhagen, Verein für DeutscheWachtelhunde, Druckhaus Oberpfalz, Amberg 2004

Heimart Schlemm/Günther Schmidt, Der Deutsche Wachtelhund; Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin 1990

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