Das Schwarzwild ist in den vergangen Jahren immer mehr in das Blickfeld nicht nur der Jäger, sondern auch der Landwirte und mancher Orts auch der Gartenbesitzer geraten. Grund hier für ist seine rasche Verbreitung und die stetig steigende Zahl der Bestände. Unter zoologischem Aspekt handelt es sich beim Schwarzwild um nicht wiederkäuende Paarhufer. Als solches ist es in Europa der einzige Vertreter dieser Familie.
Lebensweise
Schwarzwild lebt in Familienverbänden, die der Jäger als Rotte bezeichnet. Die Rotten bestehen aus Bachen (weiblichem Schwarzwild), Frischlingen (Jungtiere des laufenden Jahres) sowie Überläufern (einjährige Tiere) und können aus einer bisweilen beachtliche Zahl von Tieren bestehen. Rotten von 15 bis 20 Stücken Schwarzwild sind keine Seltenheit. Angeführt wird die Rotte von der Leitbache. Sie verfügt über eine große Erfahrung und spielt für die soziale Struktur der Rotte eine überragende Rolle, denn sie leitet die Rauschzeitsynchronisation ein. Das heißt, wird die Leitbache paarungsbereit, wirkt sich das auf alle übrigen Bachen einer Rotte aus. Somit ist gewährleistet, daß die Paarung zeitgleich abläuft und auch das Frischen sowie die Aufzucht der Jungtiere zu einer Jahreszeit stattfinden in der die Witterungsbedingungen günstig sind. Kommt es zu einem Verlust der Leitbache, sei es durch natürliche Umstände, durch Unfälle oder durch gewissenlose Jagd, zerfällt die für das Schwarzwild so wichtige Sozialstruktur. Die einzelnen weiblichen Stück werden zu unregelmäßigen Zeiten rauschig und selbst Frischlinge können beschlagen werden. Die Rotten zerfallen und es dauert, bis sich neue bilden. Daß das negative Auswirkungen auf den gesamten Bestand und die gesundes Entwicklung des einzelnen Stückes hat, liegt auf der Hand.
Aber auch wenn eine Bache frühzeitig alle ihre Frischlinge verliert, kann sie wieder rauschig werden. Ich selbst hab bei mir im Revier schon im Juli eine Rotte gesehen, in der offensichtlich eine Bache rauschig war und sich in Begleitung eines Keilers befand. Im Frühjahr beginnen sich die männlichen einjährigen Stücke, also die Überläuferkeiler, allmählich von der Rotte abzusondern. Sie ziehen nun in kleineren Grüppchen gemeinsam durchs Revier, bis sie dann im Alter von knapp 3 Jahren zu Einzelgängern werden, die die Nähe der Rotte nur noch zur Rauschzeit suchen. Je älter die Keiler werden, um so heimlicher werden sie und der Anblick eines starken reifen Keilers ist selten. Aber nicht jedes allein ziehende starke Stück Schwarzwild ist auch automatisch der heimliche Keiler! Hier darf sich der Jäger nicht vom jagdlichen Eifer übermannen lassen und sollte im Zweifel der Versuchung widerstehen. Um die Zeit des Frischens (s.u.) sondern sich die Bachen von der Rotte ab und sind mit dem Bau des Wurfkessels und dem eigentlichen Frischen, also der Geburt, beschäftigt. Ein Fehlabschuß wäre an dieser Stelle fatal. Das Schwarzwild ist ein Allesfresser. Wovon es sich ernährt, hängt von den Jahreszeiten und den örtlichen Gegebenheiten ab. Das hört sich im ersten Moment selbstverständlich an, ist es aber keineswegs, denn es gibt eine Reihe wild lebender Tiere, deren Nahrungsspektrum weit weniger variabel und deren Überlebenschancen in unserer vom Menschen geprägten Umwelt dadurch weitaus geringer sind. Als Nahrung dienen dem Schwarzwild Wurzeln, Gräser und Klee. Im Herbst spielt die Baummast und hier vor allem Eicheln und Bucheckern eine große Rolle. Bei seiner Suche nach Nahrung im Wald wird der Waldboden an vielen Stellen durchwühlt, was in diesem Bereich eher von Nutzen als von Schaden ist, denn es vertilgt für die Forstwirtschaft schädliche Insekten und Nager. Auch im Boden lebende Kleintiere wie Würmer, Insekten und Mäuse werden gerne aufgenommen. Besonders im Frühjahr, wenn das Schwarzwild die Winterperiode mit wenig eiweißreicher Nahrung hinter sich hat, deckt es seine diesbezüglichen Defizite gerne, indem es zum Leidwesen der Landwirte und Gartenbesitzer Wiese umbricht, um an die eiweißreichen Kleintiere zu gelangen. Aber auch Jungtiere und Aas verschmäht es nicht und so hat ein starker Bestand an Schwarzwild auch Einfluß auf den Rehwildbestand. Oft kündigt sich dem Jäger daher anwechselndes Schwarzwild durch Flucht des Rehwildes an. Ganz besonders profitiert das Schwarzwild von unserer intensiven Landwirtschaft. Der großflächige Anbau, vor allem von Mais ist dem Schwarzwild sehr sympathisch und so verbringt es seine Zeit gerne in den ausgedehnten Feldern. Ebenso gern gesehen sind Kartoffeläcker und Getreidefelder. Der Schaden, der dadurch angerichtet wird, kann enorm sein und treibt dem Landwirt die Tränen in die Augen und den ersatzpflichtigen Jagdpächter an den Rand des Wahnsinns.
Die intensive Landwirtschaft führt so zu paradiesischen Zuständen für das Schwarzwild. Es sieht sich unvermittelt im Schlaraffenland, mit den entsprechenden Auswirkungen auf die Bestände, bei gleichzeitig schwieriger Bejagung,denn es gibt nur wenig Gründe die viele Hektar großen Anbauflächen zu verlassen und schon gar keinen ausgerechnet an der Seite, an der der Jäger sitzt. Das Schwarzwild ist ein ausgesprochener Freund des Suhlens und so finden sich in Revieren, in denen es Standwild ist, auch eine oder auch mehrere Suhlen, die regelmäßig aufgesucht werden. Der Zweck des Suhlens ist wahrscheinlich zum einen die Abwehr von Hautparasiten und zum anderen eine Temperaturregulation. Für letzteres spricht, daß Schwarzwild in der kalten Jahreszeiten fast nie suhlt, mit steigender Hitze die Suhle aber immer öfter annimmt und sich auch längere Zeit im wohltuenden Schlammbad aufhält. Die richtige Konsistenz des Schlamm spielt durch aus eine Rolle. Er sollte nicht zu trocken sein, genauso wie an der Oberfläche stehendes Wasser nicht zum Wohlbefinden der Sauen beiträgt. Neben der Suhle suchen die Sauen gerne Mahlbäume auf. Da man dem Schwarzwild nicht gerade die eschmeidigkeit einer Katze nachsagen kann, bedarf es eines Hilfsmittels, um die verschiedenen Körperregionen zu erreichen. So scheuert es seinen Körper gerne und anhaltend an verschiedenen Bäumen, die es nach deren Form auswählt. Schief stehende, um den Rücken zu erreichen, gerade für die Flanken etc. Es wird angenommen, daß das Mahlen aber auch eine territoriale Funktion hat. Die Aktivitäten des Schwarzwildes beginnen in Ansätzen schon wenige Stunden nach der Geburt, in dem sich Ansätze von spielerischen Kampfverhalten zeigen und nach wenigen Tagen beginnen ausgedehntere Ausflüge und Spiele. Heute ist das Schwarzwild, entgegen seiner ursprünglichen Verhaltensweise überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv und hat seine Ruhephasen, die bis zu 15 Stunden dauern können, auf den Tag gelegt. Auch hier zeigt sich wieder der enorme Einfluß, den der Mensch auf die Abläufe in der Natur ausübt. Zum Ruhen legt sich das Schwarzwild, nur kurze Zeit kann es stehend ruhen. Häufig wird für die ausgedehnten Ruhephasen eine Schlafstelle hergerichtet. Diese kann bei einer Rotte ein größeres Loch sein, das ausgehoben wird und in welches sich das Schwarzwild Körper an Körper legt oder es ist auch nur eine flache Mulde, in die sich bevorzugt einzelne Stück legen. Gelegentlich werden die großen Schlafstätten, die sogenannten Kessel, auch mit pflanz- lichem Material ausgekleidet.
Fortpflanzung
Wenn alles seinen vorbestimmten Gang geht, das heißt wie oben beschrieben die Rausch- zeitsynchronisation in Takt ist, findet die Rausch- also Paarungszeit des Schwarzwildes von November bis Januar statt, wobei die Hauptzeit in den Dezember fällt.
Normaler Weise tritt die Geschlechtsreife bei Bachen wie bei Keilern im Alter von anderthalb bis zwei Jahren ein. Normaler Weise heißt, daß bereits in Ausnahmefällen Frischlingsbachen beschlagen werden können. Genauso wie auch Frischlingskeiler bereits den Beschlag aus- führen können. Auch hier spielt die intakte Sozialstruktur eine bedeutende Rolle und dem Jäger fällt bei der Bejagung eine entsprechende Verantwortung zu. Ältere Bachen frischen hingegen häufig nur alle zwei Jahre. In der Rauschzeit zieht es naturgemäß die Keiler zu den Rotten. Sie haben in dieser Zeit einen eigentümlichen Geruch, der auch bei der Verwertung des Wildbrets zu bemerken ist. Wer einmal ein Stück rauschiges Wildschwein in der Pfanne hatte, weiß wovon ich rede. Heute weiß man, daß dieser Geruch nicht, wie früher angenommen nur im Bereich des Pinsels, also der männlichen Geschlechtsteile angesiedelt ist, sondern daß sich die Geruchsstoffe im Weiß, dem Fett des Keilers anreichern. Daher ist sein Wildbret auch einige Wochen nach der Rauschzeit nur bedingt genußtauglich. Der alte Glaube, es helfe, möglichst frühzeitig nach dem Erlegen den Pinsel zu entfernen, ist also ein Irrglaube. Treffen während der Rauschzeit zwei Keiler aufeinander, werden die Verhältnisse in der Regel durch Drohgebärden geklärt. Erst wenn sich davon keiner der beiden Kontrahenten ein- schüchtern läßt, kommt es zum Kampf, der im Extremfall für einen der beiden tödlich enden kann. Die Tragzeit beim Schwarzwild beträgt drei Monate, drei Wochen und drei Tage, sprich ungefähr 4 Monate, so daß die Bachen ab März mit dem Frischen beginnen. Tatsächlich fallen zwei Drittel aller Geburten in die Monate März und April. Zum Frischen sondert sich die Bache von der Rotte ab und baut einen Wurfkessel, den sie mit pflanzlichem Material auskleidet. Hierhin zieht sie sich zurück und bringt die Frischlinge zur Welt.
Die Frischlinge kommen sehend und behaart zur Welt. Wie viele es sind, hängt unter anderem vom Alter der Bache ab. Beim ersten Wurf sind es meist nur 1 bis 4, später dann in der Regel 6 bis 8, wobei es aber auch mehr sein können. Sind es mehr, so ist dies das sichere Todesurteil für die „überzähligen“ Frischlinge. Denn zum Überleben benötigt ein Frischling einen Strich, also eine Zitze der Bache. Die Bache hat zwar in der Regel 10 Striche, die beiden Vorderen jedoch führen meist zu wenig Milch, um den Frischlingen das Überleben zu sichern. Sinne Am ausgeprägtesten ist beim Schwarzwild der Geruchssinn. Bei günstigen Windverhältnissen können sie zum Beispiel den Jäger auf mehrere hundert Meter wahrnehmen. Daß sie von dieser Sinnesleistung reichlich Gebrauch machen, ist an den Kirrungen gut zu beobachten. Wenn Sauen vertraut sind, sich also sicher fühlen, wechseln sie unter großer Geräuschentwicklung an und sind bereits Minuten vor dem Eintreffen zu hören. Dabei kann man feststellen, wie sie ihren Weg zur Kirrung stets so wählen, daß sie gegen den Wind anwechseln. Ein erfahrener Keiler umkreist die Kirrung sogar, bis er schließlich erscheint. Nur wenige Tage alte Frischlinge machen bereits wie ein guter Hund von ihrer Nase Gebrauch, wenn sie den Anschluß an die Rotte verloren haben und arbeiten die Fährte der Artgenossen sauber aus. Ich selbst habe schon erlebt, daß ein einzeln anwechselnder Überläufer meine Fährte, die ich ca. 3 Stunden vorher beim Kreuzen der Kirrung hinterlassen habe, wahrgenommen und die Flucht ergriffen hat. Der Wurf des Schwarzwildes hat aber noch eine weitere Funktion. In der Umgebung der Nasenlöcher befinden sich sehr sensible Tastorgane, die ihm zum Auffinden von Nahrung dienen. Einher mit den guten Leistungen der Nase geht ein offensichtlich hervorragender Geschmackssinn. So ist für das Schwarzwild Kartoffel noch lange nicht Kartoffel und es sucht sich, wenn es auf Äckern die Wahl hat, die Schmackhaftesten heraus. Das Hörvermögen der Sauen ist ebenfalls gut entwickelt und ermöglicht es der einzelnen Sau zum Beispiel Mäuse akustisch zu lokalisieren. In der Rotte hingegen verliert das Hörvermögen an Bedeutung. Fremdgeräusche werden dann nicht mehr so sehr beachtet, vermutlich weil die Rotte selbst einen großen Lärm produziert, wenn sie sich sicher fühlt. Am schlechtesten ausgebildet ist das Sehvermögen. Was eine Sau letztlich zu sehen vermag, ist bis heute nicht geklärt. Sicher aber ist, daß sie bewegungslose Objekt nicht eräugen kann. Und auch langsame Bewegungen vor einem guten Hintergrund nimmt sie nicht wahr. Wir wissen auch nicht, ob Sauen nur verschiedene Grauabstufungen, sprich Unterschiede in der Helligkeit der Objekte erkennt, oder ob sie Farben sehen kann.
Haarkleid und Haarwechsel
Die Frischlinge tragen ab der Geburt ein auffällig gestreiftes Haarkleid. Sie haben eine helle bräunlichgelbe Grundfarbe mit braunen Längsstreifen über den ganzen Körper. Im Alter von ca. zwei Monaten beginnen diese Streifen zu verwischen und sind nach rund fünf Monaten nicht mehr zu erkennen.
Der Haarwechsel beim ausgewachsenen Schwarzwild vollzieht sich im Frühjahr und im Herbst. Die Winterschwarte istdunkelgrau bis schwarz, wobei die Frischlinge aus dem Frühjahr an den Flanken rötlich sind. Die Sommerschwarte ist silbrig-grau, wobei die führenden Bachen ihre Winterschwarte deutlich länger tragen als die übrigen Mitglieder der Rotte. Vor allem die in der Winterschwarte auffälligen Kammborsten, die der Jäger Federn nennt, bleiben lange erhalten. Dies hilft bei aller gebotenen Vorsicht auch beim Ansprechen, wenn es um die Frage Keiler oder Bache geht.
Zahlreiche Hautdrüsen, die über den ganzen Körper verteilt sind, versorgen die Schwarte. Beim Keiler bildet sich so und durch das Suhlen und Malen das sogenannte Schild. Es handelt sich hierbei um eine Verdickung der Schwarte auf den Schulterblättern. Der Keiler ist dadurch auch bei Auseinandersetzungen mit Artgenossen vor Verletzungen besser geschützt.
Feinde
Wie es in weiten Bereichen unserer vom Menschen dominierten und gestalteten Umwelt der Fall ist, sind auch die natürlichen Feinde des Schwarzwildes weitgehend verschwunden. Daß das Schwarzwild eine für seine Größe extrem hohe Reproduktionsrate besitzt, deutet daraufhin, daß die Verluste unter natürlichen Bedingungen hoch gewesen sein müssen. In unseren Breiten waren die natürlichen Feinde vor allem Wolf, Bär und Luchs. Aber auch der Adler und gelegentlich der Uhu haben ihren Tribut eingefordert.
Krankheiten
Außenparasiten, auch schwarzwildspezifische wie die Wildschweinlaus kommen zwar regelmäßig vor, lösen wohl gelegentlich auch Erkrankungen aus, scheinen aber nach dem heutigen Stand der Erkenntnisse kein nennenswerte Rolle für die Bestandsregulierung zu spielen. Auch die unterschiedlichsten Innenparasiten, zum Beispiel Magen und Darmwürmer kommen vor, sind aber in ihrer Auswirkung zu vernachlässigen. Einzig Lungenwürmer können in dieser Richtung gefährlich werden und treten vor allem bei überhöhten Beständen auf. Starken Einfluß haben Infektionskrankheiten. An erster Stelle ist hier die Europäische Schweinepest (ESP) zu nennen. Hierbei handelt es sich um eine Viruskrankheit, die seuchenartig auftreten kann und zu katastrophalen Verlusten unter dem Schwarzwild führt. Sie ist sowohl vom Hausschwein auf das Wildschwein wie auch umgekehrt übertragbar. Der Infektionsweg muß nicht direkt verlaufen. Er kann auch über den Menschen, Vögel oder Ratten führen. Deutliche Anzeichen sind neben den plötzlich auftretenden hohen Verlusten Bewegungsstörungen, hohe Wasseraufnahme, eingeschränkte Aktivitäten sowie zahlreiche punktförmige Blutungen an inneren Organen. Eine weitere Gefährdung stellt die für auch für den Menschen lebensgefährliche Tollwut dar. Allerdings sind nur wenige Fälle von Tollwut beim Schwarzwild bekannt. Dies ist schon deshalb erstaunlich, weil Schwarzwild auch Aas frißt und somit ein erhöhtes Risiko haben müßte. Ansonsten kommen noch Schweinerotlauf, Schweinelähme sowie die Pasteurelose als Infektionskrankheiten in Betracht, die gelegentlich eine begrenzte Bedeutung erlangen.
Hege und Bejagung
Wie eingangs erwähnt hat sich die Population des Schwarzwildes im Laufe der Jahre stetig erhöht. In Baden-Württemberg belief sich die Jahresstrecke im Jagdjahr 1958/59 noch auf 1.376 Stück und stieg bis ins Jagdjahr 1989/90 langsam kontinuierlich auf 8.814 an. Seither verläuft die Entwicklung eher explosionsartig und erreichte schon im Jagdjahr 1992/93 22.182 Stück. Auf Bundesebene vollzog sich eine ähnliche Entwicklung von 35.520 Stück 1958/59 bis hin zu 339.232 Stück im Jagdjahr 1993/94.
Das heißt, es ist zu einer Verzehnfachung gekommen. Die entsprechenden Rehwildstrecken haben sich im Vergleichszeitraum zwar auch stetig steigend entwickelt, aber letztlich ist es nur zu einer Verdoppelung gekommen. Das Schwarzwild ist somit hinsichtlich seiner jagdlichen, aber auch wirtschaftlichen Bedeutung hinter dem Rehwild an die zweite Stelle aufgerückt. Dies ist jedoch keine deutschlandspezifische Entwicklung, sondern ähnliches läßt sich in den Ländern Ost- und Südosteuropa beobachten. Gründe für die starke Zunahme der Bestände sind sicherlich in den Veränderungen unsere Landwirtschaft zu suchen, so wie ich sie unter „Lebensweise“ beschrieben habe. Aber auch die Jägerschaft hat vermutlich ihren Teil dazu beigetragen, indem sie bei der Bejagung zu kleinflächig agiert, die Sozialstruktur des Schwarzwildes zu wenig beachtet und durch das Unterhalten von Kirrungen mit Fütterungscharakter ganzjährig ein Schlaraffenland ausgebracht hat. Durch den zunehmenden Druck hat sich hier in den vergangenen Jahren einiges bewegt und eine planmäßigere Bewirtschaftung des Schwarzwildes setzte ein. Die verschiedenen, zum Teil langjährig erprobten Modelle zur Schwarzwildbewirtschaftung möchte ich hier, um den Rahmen nicht zu sprengen, nicht aufführen. Statt dessen verweise ich auf die entsprechende Fachliteratur. Grundsätzlich wird ein starker Eingriff in die Jugendklasse empfohlen. Das heißt, der Ab- schuß im Bereich der Frischlinge sollte um die 70 bis 75 Prozent betragen. Die zwei- bis fünfjährigen Sauen sind zu schonen. So daß sich das vierte Viertel des Abschusses auf Überläufer und reife Stücke konzentrieren sollte, immer unter der Beachtung, daß Bachen ganzjährig führend sein können. Als hauptsächliche Jagdarten kommen beim Schwarzwild der Ansitz, vor allem bei Vollmond sowie Treib- und Drückjagden in Betracht. Soweit es möglich ist, empfiehlt es sich, die Sauen von den Feldern fern- und im Wald zu halten. Hierzu eignet sich natürlich die verschärfte Bejagung im Feld und an den Flurgrenzen. Eine Rotte die beschossen wurde, wird diesen Ort über längere Zeit meiden. Maßnahmen zur Wildvergrämung in der Art von Vogelscheuchen etc. haben Erfahrungsgemäß wenn überhaupt nur einen begrenzten Erfolg. Elektrozäune an neuralgischen Punkten sind da schon eher das Mittel der Wahl. Ansonsten sollte die Bejagung im Wald, besonders zur Zeit der Milchreife von Mais und Getreide nach Möglichkeit unterbleiben. Auch sind Ablenkungsfütterungen unter Beachtung der hierfür gültigen gesetzlichen Bestimmungen ein probates Mittel. Beim Aufbrechen und Versorgen des erlegten Schwarzwildes ist neben den allgemeinen Regeln und Vorschriften zur Wildbrethygiene zu beachten, daß es eine Gallenblase hat, die entfernt werden muß. Außerdem muß zur Trichinenschau ein Stück der Zwerchfellpfeiler stehen bleiben. Jedes Stück ist der Trichinenschau zu unterziehen. Es ist ein Irrglaube, daß Schwarzwild im Winter nicht so schnell verhitzt. Das mag bei anderem Schalenwild der Fall sein, nicht jedoch beim Schwarzwild. Jeder der schon einmal ein Stück im Winter aufgebrochen hat weiß, wie dick das Weiß (Fett) unter der Schwarte angereichert ist. Es hat eine enorme Isolationswirkung und fördert das Verhitzen beträchtlich. Grundsätzlich sei noch darauf hingewiesen, daß Schwarzwild extrem wehrhaft ist und nicht nur dem ein oder anderen Hund das Leben gekostet hat. Das Führen einer Kurzwaffe mit geeignetem Kaliber, .357 Magnum aufwärts, und geeigneter Munition mit Stoppwirkung, Teilmantel, halte ich für angeraten. Bachen verteidigen ihre Frischlinge, wenn man ihnen zu nahe kommt, sehr aggressiv. Wobei die Bache, soweit Erfahrungsberichte vorliegen, ihre Angriffe wiederholt, wohingegen der Keiler in der Regel „nur“ einen Angriff unternimmt, mit dem er sich befreit. Dabei schneidet er dem Gegner bevorzugt die Innenseiten der Schenkel mit seinen Gewehren (Eckzähne im Unterkiefer) auf. Diese Art der Verletzung führt zu schwer zu stillenden Blutungen.
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Literaturempfehlungen
Neben den einschlägigen Lehrbüchern zur Jägerprüfung, die einen ersten Abriß der Thematik vermitteln möchte ich folgende Bücher empfehlen: „Schwarzwild, Biologie, Verhalten, Hege und Jagd“ von Rolf Hennig, erschienen im BLV-Verlag „Schwarzwild-Bibliothek“ in vier Bänden von H. Meynhardt, erschienen im Verlag J. Neumann-Neudamm