Die Situation des Rotwildes in Deutschland ist nicht ganz einfach. Weite Verbreitung hat das Rotwild schon lange nicht mehr, sondern es lebt in ausgewiesenen Rotwildgebieten. Rotwild, das außerhalb dieser Rotwildgebiete angetroffen wird, ist grundsätzlich nicht erwünscht und wird konsequent bejagt. Als Folge ergibt sich, daß es festumrissene Rotwildgebiete gibt und ein Austausch der Populationen untereinander nur in geringem Maße statt finden kann.
Obgleich heute mehr oder weniger laut über die Wiedereinführung des Bären nachgedacht wird und die Wiederansiedlung zum Beispiel von Luchs und Wolf aktiv unterstützt werden, ist die Akzeptanz des Rotwildes recht gering. Der Grund liegt im Verhalten des Rotwildes, das auf der einen Seite ein Rudeltier und auf der anderen Seite sehr empfindlich gegenüber Störungen ist. Die Folge ist, daß das Rotwild, wie viele andere Wildarten auch, dämmerungs- und nachtaktiv geworden ist. Trotzdem muß es tagsüber Nahrung aufnehmen und beginnt daher häufig die Bäume in den Einstandsgebieten zu schälen. So muß es die schützenden Einstände zur Nahrungsaufnahme nicht verlassen.
Die Folgen aber sind fatal. Rotwild hat ein Körpergewicht, das im Schnitt ungefähr 8 mal so hoch ist wie das des Rehwildes. Entsprechend viel Nahrung muß es täglich zu sich nehmen. Zusätzlich ist es ein Rudeltier, das heißt, es befindet sich eine größere Anzahl Tiere an einem Ort. Und alle brauchen sie Nahrung.
Ein geschälter Baum hat kaum eine Überlebenschance und wenn doch, ist die Holzqualität beeinträchtigt. Das dürfte der Hauptgrund sein, weshlab die Waldbesitzer wenig Interesse an größeren Rotwildvorkommen haben. Gleiches gilt für die namhaften Umweltschutzorganisationen. Obwohl sich diese in der Öffentlichkeit immer wieder lautstark für die Erhaltung bestimmter Tierarten einsetzen, nehmen sie hier den entgegengesetzten Standpunkt ein und verbreiten die Parole „Wald vor Wild“.
Der Landesjagdverband Baden-Württemberg hat vor einger Zeit ein Projekt zur natürlichen Äsungsverbesserung für das Rotwild im nördlichen Schwarzwald ins Leben gerufen.
Als wir davon erfuhren, haben wir uns um eine Teilnahme beworben und sind mit Beginn des Jagdjahres 2007/ 2008 eine enge Kooperation mit dem LJV auf diesem Gebiet eingegangen.
Auf den nächsten Seiten werde ich in loser Folge die Vorgehensweise, die Entwicklung und die Ergebnisse dieser Kooperation vorstellen.
Gerne können sich interessierte Revierpächter aus dem Nordschwarzwald oder auch aus anderne Rotwildgebieten Baden-Württembergs an den LJV wenden.